Das Pfeilauswahlsystem "Archer's Advantage", ein Test

Vorbemerkung

Ich habe dieses Auswahlverfahren mal getestet. Ich habe ja über 50 Recurvebogen sorgfältig vermessen und bei über 30 eine Pfeiloptimierung durchgeführt. Außer einer Vermessung (die Borderwurfarme) wurden alle Ergebnisse sorgfältig im Beschuß überprüft. Getestet wurde mit unbefiederten Pfeilen auf 10m und auf 18m. Es wurden immer mindestens 6 Schüsse mit unbefiederten mit einer in der gleichen Passe geschossenen Dreiergruppe befiederter verglichen. Das geschah auf 10m und auf 18m. Die Auslegung erfolgte vor einigen Jahren so, dass der unbefiederte in der Gruppe der befiederten Pfeile stecken sollte, in den letzten Jahren wurde eher die Meinung vetreten, ein wenig "steifer" wäre besser, ich habe dem Rechnung getragen, indem ich in letzter Zeit eher auf "etwas steifer" rechne. Das äußert sich dadurch, dass die unbefiederten innerhalb der Gruppe, bzw ein wenig (auf 18m ca 2-5cm) links der gefiederten (Rechthandschütze) stecken sollten. Das ist natürlich nicht mehr wirklich exakt steuerbar. Dabei ist immer gewährleistet, das der Pfeil nach dem Lösen außer am Nockpunkt keinen Kontakt mit irgendwelchen Teilen des Bogens hat. Ein extrem geringes Schleifen am Button ist nach langem Gebrauch an den Schäften der Pfeile feststellbar. Ein Schleifen der Federn oder des hinteren Pfeilschaftes am Button/Bogenfenster/Pfeilauflage gibt es nicht.

Durchführung der Bewertung

Aus diesem Fundus habe ich drei Rechnungen herausgesucht, einen modernen Wurfarm von MK Archery, einen Uukha- und einen Borderwurfarm. Das Ergebnis war ernüchternd:
Nur beim MK Archery-Wurfarm (konventionelle Wurfarmrecurve) stimmten die Angaben des getesteten Programmes mit meiner Rechnung ungefähr überein. Beim Uukha- und Borderwurfarm versagt das Programm kläglich. Das Ergebnis für gerechnete (die Grundlagen sind hier nachlesbar) und getestete Abstimmungen war einmal "Too stiff" und einmal "too Weak". Für den Borderwurfarm liegen keine Testergebnisse vor.

Hier geht es nur um die Brauchbarkeit des Programmes für Recurvebogen. Möglicherweise sind bei Compound andere Dinge maßgebend, weil jede Menge Compoundmodelle aufgeführt sind. Der Compound geht mit den Pfeilen wesentlich schonender im Abschuß um, die Beschleunigungen sind wesentlich (fast 50% als bei vergleichbaren Recurves) geringer, d.h. Die Biegung des Pfeiles erfolgt später, der Pfeil kann erst später frei schwingen, usw. Wahrscheinlich muß hier eine Anpassung des Pfeiles an das spezifische Modell erfolgen. Das wird aber hier nicht behandelt.

Grundlagen, Funktionsweise des Programmes

Ich konnte keine Beschreibung finden, die die Funktionsweise in groben Zügen erklärt. Bei der Eingabe der Bogendaten wird nur das "Peak Weight" sprich "Endhaltekraft", die Spannhöhe und der Gesamtauszug gefordert.
Ja, und dann noch die seltsame Angabe einer "gemessenen" Pfeilgeschwindigkeit... Aus einer Messung Pfeilgeschwindigkeit/Pfeilmasse läßt sich nicht die Qualität der Energiespeicherung und das dynamische Verhalten der Wurfarme ableiten. Das bedeutet, dass die Funktion der Auszugskurve und alles was damit zusammenhängt wie Primärdurchbiegung, Start der freien Pfeilschwingung nur auf Grund von sehr einfachen Algorithmen erfasst werden kann. Das wird funktionieren, wenn eine "Modell"-Auszugskurve verwendet wird, die linear an die anderen Daten angepasst wird... Das ist eine Vermutung von mir, aber genauere Beschreibungen sind wohl nicht verfügbar. Das Versagen dieses Programms gegenüber einem, dass sich auf real gemessene Auszugskurven bezieht, deutet jedenfalls in diese Richtung hin.

Werden zu einem Bogen -egal ob Compound oder Recurve- zwei gemessene Geschwindigkeiten bei unterschiedlichen Pfeilmassen angegeben, kann sehr einfach die virtuelle Masse und damit die Grundlage einer vernünftigen Pfeilberechnung errechnet werden. Alles weitere ist wiederum etwas komplizierter. Bis vor kurzem war ich der Meinung, dass jedem Compound eben diese Daten vom Hersteller zur Verfügung gerstellt werden... Dem scheint nicht so zu sein, sonst würden diese Daten in den veröffentlichten technischen Spec's erscheinen. Aber mit nur einer Pfeilmasse und nur einem Geschwindigkeitswert wird das nicht funktionieren.

Bedienung

In meinen Augen ist das Programm kompliziert zu bedienen, man muß sehr aufpassen, dass tatsächlich die gegebenen Eingaben übernommen werden. Das trifft vor allen Dingen dann auf, wenn verschiedene Setups verwendet werden. Es ist mit Sicherheit nicht selbsterklärend.

Bewertung

Meiner Meinung nach versagt das Programm bei modernen Wurfarmkonstruktionen. Eine Möglichkeit, beim Recurve die Sehne in die Optimierung mit einzubeziehen (das halte ich schon für wichtig) gibt es nicht. Weiter denke ich, dass die außenballistischen Kurven auch nicht sehr hilfreich sind. Nach einem groben Überblick scheint der Entwickler ein sehr einfaches Modell zu verwenden. Er ersetzt wohl das außenballistische Luftwiderstandsmodell durch eine -wie auch immer generierte- Durchschnittsrechnung. Ein wenig mehr gekrümmt als dargestellt ist die Wurfparabel im lufterfüllten Raum doch schon... Andererseits sieht es praktisch aus, dass für den -wie auch immer- gerechneten Pfeil Alternativen mit Bewertung zur Verfügung gestellt werden. Das würde Suchen ersparen... wenn denn die Daten zutreffend sind. Ich habe das Programm für ein Jahr abonniert, ich werde es noch öfter und intensiver testen. Ich hoffe, dass ich irgendwo eine Beschreibung finde. Empfehlen kann ich es nicht, so wie es aussieht sind Recurveschützen mit einer einfache Tabelle besser bedient.

Zurück zur Website