Das Verkanten des Bogens und seine Auswirkungen auf die Trefferlage

Unter Verkanten versteht man das "Verdrehen" der gesamten Waffe einschließlich des gesamten Visieres um eine Drehachse. Diese Drehachse muß definiert werden. Nur als Anmerkung, beim Torque wird das Visierkorn gegenüber der Schußachse nach links oder rechts verschoben, dh. bei diesem Haltungsfehler wird die konstruktiv vorgegebene Verbindung Visierachse- Schußachse verändert. Dieser Fehler fällt also nicht unter den Begriff "Verkanten" Allgemein gesehen ist es ein Problem der sphärischen Trigonometrie1), aber hier soll der einfachste Fall betrachtet werden.
Definition der Drehachse:
Sie soll waagerecht verlaufen, parallel zur Visierachse und in der senkrechten Ebene der Flugbahn liegen.

Hier sind die mathematischen Zusammenhänge, die sich aus der sphärischer Trigonometrie ergeben, dargestellt:



Hierbei sind:

α Elevationswinkel
β Azimutrichtungsänderung
δ Elevationswinkel nach Verkantung
φ Verkantungswinkel um die Waagerechte

Die Winkel für die Elevation und die Verkantung sind im Bogenmaß einzugeben, also Grad/57,3...

Ich habe unter den oben genannten Bedingungen für fünf Geschwindigkeiten, 70m Schußentfernung und einem Verkantungswinkel von 2 Grad die Trefferablagen durchgerechnet. Die Pfeilmasse war 0,020kg, der Pfeildurchmesser 0,0055m, cW-Wert 5,3, Standardatmossphäre. Die Ergebnisse sind in folgender Tabelle zusammengefasst:

Geschwindigkeit Elevation des Bogens vorher Elevation des Bogens nach Verkantung Azimutwinkel durch Verkantung Trefferlage Höhe Trefferlage Seite
m/s Grad [°] Grad [°] Grad [°] m m
55 7,09 7,086 0,25 0 0,3
60 5,93 5,926 0,21 0 0,26
65 5,05 5,047 0,177 0 0,21
70 4,35 4,347 0,15 0 0,18
75 3,78 3,78 0,13 0 0,16
80 3,32 3,32 0,116 0 0,14

Der Elevationswinkel ändert sich also unter den gegebenen Vorraussetzungen nicht, aber es entsteht eine ziemlich starke Seitenabweichung. Die Wasserwaage beim Compound macht schon Sinn...2)

Dann habe ich in "Bogenschießen, Trainings-und bewegungswissenschaftliche Grundlagen (zweite Ausgabe)" auf Seite 481 einen interessanten Hinweis gefunden. Haidn schreibt da beim "Leichter Wind" als "Taktische Handlungsweise":
"... oder Verkanten des Bogens..."
als Maßnahme gegen den Windeinfluß. Ja, das geht, wenn man sich die Tabelle ansieht. Nur, er sollte auch erwähnen in welche Richtung zu verkanten ist:
In Schußrichtung gesehen sollte der obere Wurfarm sich in die Windrichtung drehen, dh. in die Richtung, aus der der Wind kommt.

Zur Veranschaulichung habe ich eine Grafik zugefügt:

Literaturhinweise:
"Waffentechnisches Taschenbuch", Rheinmetall
"Bogenschießen, Trainings- und Bewegungswissenschaftliche Grundlagen", Haidn, Weineck, Haidn-Tschalova

1) Ein gutes Beispiel dafür ist der Luftkampf zweier Jagdflugzeuge, der "Dogfight" Das Reflexvisier ist in Augenhöhe des Piloten, die Bordwaffe ist unten im Rumpf eingebaut. Zum Treffen des Gegners muß je nach Lage des Flugzeuges in der Luft der Vorhalt neu berechnet werden.

2) Hödur ist schließlich lernfähig...

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