Durch Zufall einen Schatz

auf vier Beinen gefunden

Metzenhausener wußte erst nicht,

was er für ein Pferd im Stall stehen hat

Von Thomas Link /Fotos Lothar Lenz

Werner Engelmann war auf der Suche nach einem Pferd zum Reiten im Gelände, als der Mann aus dem kleinen Hunsrückort Metzenhausen bei Frankfurt einen ungepflegt wirkenden Hengst mit seltsamen Fell sah. Er kaufte "Masan" - und hat heute ein ganz seltenes Pferd in seinem Stall stehen.

Engelmann hatte zeitlebens mit Pferden zu tun und hatte auch selbst welche, wie es wohl häufig so üblich ist, wenn man vom Land - in seinem Fall aus Holzbach - stammt. Beruflich war Engelmann früher Busfahrer bei der Bundesbahn und auch in der Fahrdienst-Leitung eingesetzt. Mit 50 Jahren mußte der ruhige, dennoch agile Mann in den Vor-Ruhestand gehen. "Was tun?" fragte er sich. Hinzu kam, daß ihm sein letztes Pferd gerade eingegangen war.

So kam er auf der Suche nach einem Nachfolger also in die Nähe von Frankfurt und sah dort den hochbeinigen, rippendürren Hengst stehen. Engelmann kaufte das aus Rußland importierte Tier samt Papieren. Die konnte er allerdings nicht lesen, da in kyrillischer Schrift geschrieben.

Kurze Zeit später besuchte Werner Engelmann mit seiner Frau Karin ein Reiterturnier in München. Dort kauften sie Infoheft über russische Pferderassen. Nicht nur, daß eine der abgebildeten Rassen dem Hengst im heimischen Stall ungemein ähnlich sah - auch glaubte Karin Engelmann die gleichen kyrillischen Buchstaben zu entdecken, die auch in den Papieren ihres Pferdes auftauchten.

Zurück im Hunsrück wurden Heft und Papiere verglichen. Tatsächlich - identische kyrillische Schriftzeichen bei einem der Vorfahren. Schnell wurde der Kontakt zu einer Rußlanddeutschen gesucht, die die Schrift übersetzte.

Noch zusätzlich von einem Blutlinien-Vergleich gestützt, wußten die Engelmanns jetzt, was sie da ohne es zu wissen für wenig Geld gekauft hatten und nun in ihrem Stall stehen hatten:

Einen der seltenen Achal Tekkiner, die aus Turkmenistan stammen und die "Windhunde unter den Pferden" oder auch "Himmlische Pferde" genannt werden.

In Fachkreisen - in Deutschland gibt es gerademal eine Handvoll Achal Tekkiner und der nächste Hengst steht in Stuttgart - sprach sich die Entdeckung "Masans" natürlich ruckzuck herum. Vollblutbesitzer auch aus Frankreich stehen Schlange, bringen ihre Stuten, um edle und schnelle Pferde zu ziehen.

Engelmann selbst erwarb, allerdings wesentlich teurer als "Masan", noch eine Stute, die in den nächsten Tagen ein reinrassiges Achal Tekkiner-Fohlen zur Welt bringen wird. Auch eine Tersker-Stute von Engelmann trägt ein "Masan"-Kind in sich.

Auch die Russen zeigen Interesse an "Masan" und seinen Nachkommen, besuchten die Engelmanns in Metzenhausen. Denn reine Achal Tekkiner sind in Turkmenistan aus vielerlei Gründen praktisch ausgestorben. Und ein endgültiges Erlöschen der Rasse wäre schade.

Denn die Tiere sind nachweislich schon vor 5000 Jahren gezüchtet worden, sind damit die älteste Pferderasse der Welt. Auch "Bukepahlos" - das treue Streitroß Alexanders des Großen (Bild unten) - war mit großer Wahrscheinlichkeit ein Achal Tekkiner.

Rassenporträt - Achal Tekkiner

Die Windhunde unter den Pferden

Die hochbeinigen, schmalen Tiere sind die älteste planmäßig gezüchtete Pferderasse der Welt und damit der Stammvater aller Vollblutrassen.

Zudem sind die "Himmlischen Pferde" überaus widerstandsfähig und so grazil gebaut, daß der "Windhund" in ihnen ins Auge sticht. Auch deshalb ist der Achal Tekkiner als ausdauerndes Rennpferd sehr geschätzt.

Der längste bekannte Ritt mit einem solchen Renner führte im Jahr 1935 in 84 Tagen über 4300 Kilometer durch (Stein-)Wüsten und Steppen von Turkmenistan nach Moskau.

Wer hier an Tierquälerei denkt, muß wissen, daß Achal Tekkiner äußerst eigenwillig und stur wie Esel sein können. Wenn dieses Pferd nicht mehr will, läuft es keinen weiteren Meter mehr.

Wer nähere Informationen über Achal Tekkiner sucht, der kann sich bei Werner Engelmann im Hunsrückort Metzenhausen (bei Kirchberg) unter der Telefonnummer 06763/4717 melden. Auch Wanderreiter sind bei Familie Engelmann gern gesehen und können samt Pferden Station machen.

 

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Update 18.02.1999