ARTistNET II

Schuljahr 1997/98

Projektbericht

(Kurzfassung für SaN)

© Harald Küstermann & Gernot Lorenz

HTML-Version 1.0 - Oktober 1998

Copyright

 




1. Technische Aspekte

Der Projektgruppe stand das komplette Computerlabor zur Verfügung, bestehend aus

Während des Schuljahres wurden Erweiterungen angeschafft, u.a. ein Power Macintosh G3 DT mit 20"-Bildschirm, Adobe Photoshop (für Bildbearbeitung), ein CD-Brenner.



2. Inhaltliche Aspekte:


Das Projekt ARTistNET ist im zweiten Förderungsjahr in zwei Großgruppen unterteilt, nach anfänglich 5 Gruppen im ersten Jahr. Gruppe 1 bearbeitet die ARTistNET-Datenbank, Gruppe 2 die Homepage. Beide Gruppen sind in weitere Untergruppen unterteilt, um arbeitsteilig effektiver vorgehen zu können. Das gesteckte Ziel, eine umfassende Datenbank zur Kunstgeschichte der Renaissance herzustellen, damit diese dann von Schülerinnen und Schülern aber auch Lehrern zur Vor- und Nachbereitung des Unterrichtes genutzt werden kann, steht kurz vor der Vollendung.
Eine Vollständigkeit kann jedoch nicht erreicht werden. Zur Zeit umfaßt die Datenbank über 400 einzelne Datensätze und belegt damit über 250 Megabyte Speicherplatz. Die Informationen erstrecken sich auf die Bereiche Architektur, Malerei und Plastik. Es besteht darüberhinaus die Möglichkeit, die Philosophie zur Zeit der Renaissance zu studieren, über die Medici nachzulesen, sich anhand einer detaillierten Zeit- und Epochetafel historisch zu orientieren, sowie eine umfangreiche, nach Ländern geordnete Literaturliste einzusehen. Die Künstler werden mit einer Biographie vorgestellt. Die in der Datenbank enthaltenen Abbildungen von Kunstwerken aus den drei Bereichen sind darüberhinaus in einer Werkanalyse besprochen, sowie mit einer Kompositionsskizze versehen. Alle in einer Datenbank üblichen Funktionen, wie z. B. vergrößern der Abbildungen, Detailabbildungen, alle Suchfunktionen, Listendarstellungen und ein Verzeichnis der Internet-Links zur eigenen Recherche sind in der ARTistNET-Datenbank enthalten.

Diese Linksammlung wird in Kürze in einer eigenen Web-Seite unserer Schulhomepage der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt: http://home.rhein-zeitung.de/~gymhoehr oder
http://home.rhein-zeitung.de/gymi.hoehr



3. Weitere Angaben/Öffentlichkeitsarbeit:

Mittlerweile ist die Datenbank von ARTistNET II auf CD-ROM erhältlich.


4. Überlegungen zum Schluß:


Die Initiative "Schulen ans Netz e. V." verdient Anerkennung. Das Ziel, die Schulen zu vernetzen und an die globale Informationstechnologie Internet anzuschließen, ist im ausgehenden 20. Jhd. sicher sinnvoll und zukunftsweisend. Die Betreuung der Kolleginnen und Kollegen und ihrer Projekte durch eine Tagungsreihe ist dabei im Grunde ebenfalls eine richtige Maßnahme, ist doch der Erfahrungsaustausch eine der wichtigsten Orientierungshilfen, wenn man sich auf völliges Neuland begibt.

Es sei in diesem Anschlußbericht allerdings erlaubt, ein paar kritische Anmerkungen zu machen, die während der Tagungen nicht oder nur am Rande Erwähnung fanden.
So verdient das Internet als Unterrichtsmedium eine kritische Analyse: Nach zwei Jahren Projektarbeit im Rahmen von SAN und InfoSchul wurde klar, dass das Internet sehr überschätzt wird. Vor allem die erwartete Motivation auf Seiten der Schüler ist nach anfänglicher Euphorie recht bald auf ein normales bis geringes Maß geschrumpft.
Ursache hierfür ist nicht nur die Schwierigkeit in der Anwendung der Software, vor allem derjenigen Software, mit der die Daten weiterverarbeitet werden sollen, sondern auch der Konflikt zwischen Informationsüberangebot und unterrichtlicher Zielsetzung.
Lässt man die Schülerinnen und Schüler alleine im Netz surfen, so wird offensichtlich, wie wichtig eine klare und detaillierte Strukturierung der zu suchenden Information ist. Die Vorbereitung einer Internet-Recherche im Sinne einer Themenanalyse und Suchbegriffsanalyse ist daher unerläßlich. Selbst dann ist eine Verwendung direkt im Unterricht weiter problematisch, weil nicht exakt planbar. So ist z. B. nicht vorhersehbar, wie lange eine Recherche dauert, es sei denn der Lehrer bereitet sie in der Weise vor, dass er die Adressen bereits selbst gefunden hat und sie den Schülern an die Hand gibt. Letzteres erscheint natürlich wenig sinnvoll, die vorbereitende Recherche des Lehrers allerdings ist in jedem Fall unerläßlich, besonders um die Trefferanzahl bei den verschiedenen Suchmaschinen und damit die Dauer der Recherche abschätzen zu können. Darüberhinaus ist nicht garantiert, dass ein gefundener Link auch in zwei Monaten noch verifizierbar ist.

Das sich daran anschließende Problem ist die Prüfung der inhaltlichen Relevanz der gefundenen Informationen. Der Suchende ist geneigt, alle Informationen, die dem Suchbegriff nahe kommen, abzuspeichern, um sie offline zu lesen. Der Besitz der Information allerdings bedeutet zunächst nichts, hieraus entsteht kein Wissen ! Die Relevanzprüfung der Texte (und Abbildungen) erfordert sehr viel Zeit, da die Schüler nicht querlesen können und es sehr schwer fällt die entscheidenden Informationen aus einem längeren Textzusammenhang herauszufiltern. Dies aber ist die eigentliche Arbeit. Die Texte müssen von Überflüssigem gereinigt und auf das Wesentliche reduziert werden, um sie wieder in den Unterricht integrieren zu können. In den meisten Fallen müssen die Texte auch noch ins Deutsche übertragen werden. Es nutzt nichts, 100 Seiten Informationen zu einem Thema zu haben, die keiner liest.

Sinnvoll wird die Internet-Recherche da, wo es um aktuelle Daten und Informationen geht, wie z. B. eine Wetterkarte, ein Zeitungsartikel, die Karikatur des Tages u.s.w. Auch Tabellen, Statistiken und Übersichten aus den verschiedensten Sachbereichen sind zugänglich und können den Unterricht bereichern. Das exakte Auffinden der gewünschten Informationen hängt aber auch hier von einer genauen Suchbegriffsanalyse ab. Je spezieller diese ist, umso höher ist die Chance auf relevante Seiten zu kommen. So bringt die Suche z. B. nach Kunstwerken der Renaissance mit dem Suchbegriff "Renaissance" tausende von Treffern; bis ich aber ein bestimmtes Kunstwerk eines bestimmten Künstlers gefunden habe, muß ich viele abwegige Sites durchforsten.

Uns sind zu dem Thema "Internet in Schule und Unterricht" (noch) keine wissenschaftlichen Forschungsergebnisse aus Deutschland bekannt; daher erscheinen die im Rahmen von SAN arbeitenden Schulen die eigentlichen Wegbereiter. Auf deren Erfahrungen kann dann eine Forschung aufbauen und das Thema umfassend analysieren. Die Berichte, die für uns verpflichtend wurden, erhalten unter diesem Gesichtspunkt eine weiterreichende Bedeutung. Die gesamte projektbegleitende Arbeit wurde und wird von den Kolleginnen und Kollegen zusätzlich geleistet. Überhaupt ist der Zeitaufwand für diese Projekte ist nicht zu unterschatzen und wird von den verantwortlichen Stellen nicht genügend wahrgenommen. Erfreulicherweise beginnt hierüber eine Diskussion, die hoffentlich unseren Nachfolgern die Arbeit erleichtern wird.

Wie unsensibel man in dieser Frage sein kann, zeigten uns jedesmal die Fortbildungsveranstaltungen der Firma Scientific Consulting (InfoSchul). Die Unkenntnis der Moderatoren über das, was Lehrer tun und was Schulrealität bedeutet, gipfelte in dem Satz "Es macht Ihnen doch Spass".
Die Kompetenz der Moderatoren von InfoSchul-Veranstaltungen sollte sich nicht nur auf eine leicht durchschaubare und aufgesetzt wirkende Rhetorik gründen, die allein der Erfüllung der Tagesordnung dient. Immer wieder wurden kritische Diskussionsbeiträge von Kolleginnen und Kollegen scheinbar als Anregung aufgenommen, um dann wieder zur Tagesordnung zurückzukehren. Ein Diskurs fand nicht statt; es entstand der Eindruck, dass alles stromlinienförmig zu verlaufen hatte. Eine Manöverkritik am Ende der Veranstaltungsreihe wäre daher sehr wünschenswert und auch redlich gewesen. Hierin ist auch der Grund zu sehen, dass einige durchaus positive Entwicklungen, die von InfoSchul initiiert wurden, nur am Rande erwähnt blieben und nicht weiter durchdacht und bewertet werden konnten. Letzteres gilt auch für interessante Initiativen der Lehrkräfte.

Für die folgenden Förderjahrgänge -zumindest im Rahmen von InfoSchul- ist nun Vorbedingung,dass die sich bewerbenden Schulen vorab Sponsoren für ihr Projekt finden müssen, die eine Summe von DM 10.000,- bereitstellen. Diese Entwicklung halten wir für äußerst bedenklich. Die Frage der Kontinuitätssicherung der Projekte wird nun auch noch auf die Schultern derjenigen Lehrer gelegt, die sich ohnehin mit ihren Projekten ein nicht unerhebliches Maß an Mehrarbeit aufhalsen.

Das Mitwirken der Firma Scientific Consulting ist also keineswegs nur positiv zu bewerten; dennoch möchte ich diese Seite nicht unterschlagen. Unstreitig ist, dass die Kommunikation der Kolleginnen und Kollegen untereinander auf den InfoSchul-Tagungen sehr ergiebig war. Es entstanden viele Kontakte, die auch nach Ablauf der Projektarbeit bestehen bleiben. Positiv zu beurteilen ist auch die Entwicklung der Erkenntnis, dass die anfänglich eher von technischen Problemen geprägte Diskussion zu einer inhaltlich-kritischen Einstellung gegenüber dem Internet geführt hat - sicher ein Verdienst der Tagungen.
Die Anregungen, die durch die Vorträge der Lehrkräfte über ihr Projekt entstanden, bleiben als Höhepunkt in Erinnerung.

Harald Küstermann & Gernot Lorenz

Info:
harandkue@hotmail.com
glorenz@rz-online

 


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