Archery Technology von Dr. James L. Park

Vorwort

Im Bogensportforum bot mir ein User, Bernd Kolmanz an, dass von ihm im Internet entdeckte Buch "Archery Technology von Dr. James L. Park für mich mitzubestellen. Park hatte in anderen Foren diese Studie vorgestellt und Bernd Kolmanz hatte einige Diagramme bei technischen Diskussionen gezeigt.

Natürlich habe ich sofort zugegriffen und nun haben Bernd Kolmanz und ich ein vom Autor signiertes Exemplar.

Vorneweg, der hohe Preis hat sich auf jeden Fall gelohnt. Park hat mit Hochschulmitteln den Recurve und den Compound untersucht. So tauchen meines Wissens zum ersten Mal Kurzzeitaufnahmen des Schusses auf, bei denen klar eine Zuordnung des Pfeilortes zu seiner Lage und seines Zustandes möglich ist.

Der Aufbau des Buches

Park verwendet konsequent das internationale Maßeinheitensystem mit klarer Trennung zwischen Kraft und Masse. Der Hinweis von ihm, dass eine Marssondenmission der Amerikaner gescheitert ist, weil durch das Zollsystem Fehler in die Konstruktion einflossen, ist schon pikant...

Es ist gegliedert in:

Verwendete Modelle

Innenballistik

Sein innenballistisches Modell lehnt sich an das von Klopsteg an. Der Bogen wird idealisiert, mit Massepunkten (für Pfeil, Sehne, Wurfarme) an neuralgischen Stellen konzentriert.

Für die Darstellung des gebogenen Pfeils wird nicht nur die erste Grundschwingung des Pfeils, sondern auch dessen Zweite herangezogen Dabei wird auch die zeitliche Wanderung des Punktes der maximalen Durchbiegung von dem vorderen in den hinteren Bereich beschrieben.

Das ist schon sehr stark... In meinem Modell bleibt der Ort der maximalen Durchbiegung immer die Mitte des Pfeiles...

Die Modelle, die er verwendet, hat er durch Versuche überprüft. Mich hat es gefreut, dass beispielsweise die dynamisch wirksame Masse des Wurfarmes, die in die virtuelle Masse für seine Differentialgleichungen eingeht, 1/15 (0,07) ist, während sie in meinem Modell, dass auf der Biegung des eingespannten Stabes beruht 0,06 beträgt.

Das ist für solche Dinge (bei mir ja rein theoretisch, ich konnte mein Modell nicht im Versuch überprüfen) eine gute Übereinstimmung. Das trifft übrigens auch auf die Masse der Sehne zu. (0,3 bei Park), bei mir 0,29.

Die Schwingungen die in seinen Grafiken für den Kraft-Weg-Verlauf während dem Schuß dyn. force =f(draw) zu sehen sind, führe ich auf seine genauere Analyse der Biegeschwingung des Pfeiles und der Anwendung des Modelles nach Klopsteg/Hickmann, zurück, in den Grafiken dyn.force=f(t) gleichen die Kurven ziemlich meinen gerechneten.

Sehr schön auch die Grafiken über die Spannung in der Sehne statisch und dynamisch. Damit kann man viele Werbeaussagen über Garne jetzt wirklich vom wissenschaftlichen Standpunkt aus diskutieren.

In dem Buch ist zum ersten Mal (jedenfalls für mich) eine klare Zuordnung der Kurzzeitaufnahmen zu der Zeit dargestellt. Auch hier wird man eher Antworten zu vielen ermüdenden Diskussionen finden als in sog. High-Speed Aufnahmen von Amateuren.

Außenballistik

Hier hat James L.Park meiner Meinung nach zuviel Wert auf den Einfluss der Spitzenform und des Pfeilhecks gelegt. Nach anderen Diskussionen, die ich mit fachkundigen Aerodynamikern und Hydrodynamikern führte, ist dieser Einfluss bei den Längen/Durchmesserverhältnissen vernachlässigbar.

In der Tendenz ist es aber so, dass ich problemlos meine einfachen Modelle weiterverwenden kann. Mich hätte sehr interessiert, wenn er eine Abschätzung des Umschlagpunktes zwischen laminarer und turbulenter Strömung bei glatten (Aluminium) und rauheren Oberflächen (Carbon) gebracht hätte

Diagramme und Bilder

Diagramme und Bilder, die leider nur in schwarz/weiß sind, könnten besser, größer sein. Aber ich gehe davon aus, dass es eine Kostenfrage ist, und soweit mir bekannt, hat James L.Park das Buch im Eigenverlag herausgebracht. Trotzdem zeigen einige Bilder den immensen Aufwand, der getrieben werden muß, um wirklich auswertbare Ergebnisse bei Kurzzeitvorgängen zu bekommen.

Schlussbemerkung

Das Buch ist eine Schatzkiste für jeden neugierigen, in Physik und Mathematik etwas bewanderten Bogenschützen. Selbstverständlich auch für jede Bogenschützin. Es ist nicht einfach zu lesen, obwohl technisches Englisch deutlich einfacher zu verstehen ist als literarisches.

Dieses Buch liegt wertmäßig, wissensmäßig, mindestens auf der Stufe von Ray Axfords "Archery Anatomy". Im deutschen Raum gibt es nichts auch nur annäherend Vergleichbares.

Ich danke Bernd Kolmanz ausdrücklich dafür, dass er mir dieses Buch beschafft hat, und ich bin stolz darauf in dem Buch eine persöhnliche Signierung von James L. Park zu finden.

Diese Rezension wurde von Bernd Kolmanz fachkundig überprüft und mitgestaltet. Natürlich kann sie nicht wirklich alle Aspekte des Buches umfassen. Ich danke ihm für seine Arbeit herzlich.